Jazz on Vinyl Vol. 8, Jens Düppe Quartett

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Jens Düppe Quartett

Sind Schlagzeuger wirklich die besseren Bandleader? Vielleicht sogar die besseren Komponisten? Diese Fragen stellen sich nicht wenig spätestens seit Art Blakey, der mit seinen Jazz Messengers Geschichte schrieb und über Generationen mehr Ausbildung betrieb, als dies je an einer Hochschule möglich gewesen wäre. Chico Hamilton, Paul Motian, Ben Riley, Al Foster, Bill Stewart, Jack DeJohnette und in Deutschland auch Jens Düppe beweisen vor allem eines: Sobald ein Drummer den imaginären Dirigentenstab in der Hand hält, klingt jede Band anders. Organischer, komplexer, ausgeglichener.

 

Jedes Publikum eines Konzertes mit dem Jens Düppe Quartett weiß nach einem facettenreichen, spannenden und entspannten Abend exakt, wo dieser Unterschied liegt, denn Düppe ist definitiv einer der musikalischsten Schlagzeuger der Republik. Kein Haudrauf-Bumbum-Athlet, der sein Drumset als „Schießbude“ oder „Batterie“ missdeutet, denn aus den Fellen können Noten wachsen, viele Noten, vom Puls und den Pausen einmal ganz zu schweigen. Der 48-jährige Kölner interpretiert seine Rolle nicht als klassisch heizender Verbrennungsmotor, sondern sieht sich eher als einen, der unspektakulär aber höchst effektiv alles am Laufen hält, sowohl die Rhythmen wie auch die Töne. Er versteht es eindrucksvoll, seinen Fantasien mit feinen Händen Gestalt zu verleihen.

 

Es gelingt Jens Düppe die Mitglieder seiner „Freundesband“ in einen großen, kollektiven Sog zu lotsen und sie dabei noch ein Quäntchen besser klingen zu lassen. Bei Frederik Köster wäre dies eigentlich gar nicht mehr nötig. Dem augenblicklich besten deutschen Jazztrompeter gelingt es aber tatsächlich, in diesem Quartett eine neue Stufe seiner unglaublichen Fähigkeiten zu erklimmen. Köster tänzelt ebenso wie seine drei Brüder im Geiste, nahezu schwerelos durch das musikalische Hügelland der Düppe-Kompositionen, bis alles zu einem kollektiven Ausdruck verschmilzt. Eine Frage des gegenseitigen Vertrauens und eines stabilen Zentrums. Dem fügen sich auch Pianist Lars Duppler, der mit seinen lyrisch verbindenden Läufen so etwas wie der Wunschpianist jeder zeitgenössischen Combo ist, sowie der unverkennbar geschmackvolle Bassist Christian Ramond, von Düppe „meine Legende“ genannt, weil nun mal jede Band ihre eigene Legende braucht.

 

Diese hier besteht nun schon zehn Jahre in derselben Besetzung. Eine lange Zeit, aus der fünf Alben erwuchsen, eine ungewöhnliche Form der Kontinuität. Oder vielleicht der Beweis, dass es sich lohnt, „dran“ zu bleiben, ein Klangbild immer mehr zu verfeinern, daran zu arbeiten, es gleich einer rohen Skulptur mit Details zu versehen, Rundes und Weiches durch Eckiges und Kantiges zu ersetzen oder umgekehrt. Die Entwicklung einer kreativen Keimzelle ist nie zu Ende, vor allem wenn die Vertrautheit wächst. Denn dieser eine Moment, auf den es im Jazz ankommt, beginnt jedes Mal von vorne. (Reinhard Köchl, Februar 2023)

Band Mitglieder

Jens Düppe: Schlagzeug und Komposition

Frederik Köster: Trompete

Lars Duppler: Klavier

Christian Ramond: Kontrabass

 

Track-List
1. Living Rhythem            5:02
2. Consistence                  5:22
3. 7 und 4                          5:55
4. This Is Not The End     7:13
5. The Case 4:48
6. Blue Skies 4:07



Soundbeispiele